Trauerfeier am 1.1.2002 in der Taunusanlage, Frankfurt am Main.

Unser geliebter Deutscher Pfennig wurde 52 Jahre alt. Er war mehr wert als er schien.
Der 1. Vorsitzende Vollradin einer Rede zur Trauerfeier am 1.1.2002 in Frankfurt am Main:

Liebe Trauergemeinde, liebe Angehörige der Familie Münze, liebe Glaubende und Gläubiger.

Heute stehen wir am Grabe Ihrer Kleinsten und können es immer noch nicht fassen. Das Herz ist uns schwer und ratlos fragen wir, warum?
Warum das Ende nach so vielen Jahren der aufopfernden Unterstützung?
Ist sie uns nicht gerade in den letzten Jahren, wo sie sich nicht mehr aus eigener Kraft behaupten konnte, um so mehr ans Herz gewachsen?
Ist sie uns nicht gerade da lieb und teuer geworden, als wir im Verhältnis zu ihr  die Fundamente und Prinzipien unserer Werte, unseren Glauben festmachten?
Nein, entgegen allen rationalen Anfechtungen, allen berechtigten, rein ökonomischen Überlegungen und Versuchungen, wir gaben sie nicht auf!
Wir standen zu ihr!
Ja, wie beglückt waren wir, wenn wir uns zu ihr herabbeugen durften, sie, die so oft im Schmutz der Straße lag, wer hob sie dann nicht liebevoll auf und gab gerade ihr, der Geringsten unter Ihresgleichen einen ganz besonderen Platz -.
Vorbei ihr heller Klang, ihr lustiges Springen und Rollen.
Nein, sie war nicht so stolz wie ihre großen Schwestern, nicht so mächtig, stand nicht so im Zentrum der Öffentlichkeit. Klein war sie und bescheiden, oft verlacht, ja sogar als unnötige Last empfunden.
Mit ihrem harten, aber guten Kern aus Eisen war ihr jegliche Falschheit fremd.
Und: sie war der älteste von allen.
Vor rund 1200 Jahren, in der Zeit Karls des Großen geboren, einst hoch begehrt, aber nicht für jedermann erreichbar, legte sie mit der Zeit alle Hoffart ab.
Befreit von jeglichem irdischem Interesse wurde sie immer vergeistigter und schließlich zu jener Kraft, die unsere Geldwelt im Innersten zusammenhält.
Ja, Deutscher Pfennig, Du warst unser kleinstes gemeinschaftliches Vielfaches, ihr Atom! Mit Deinem Ende verschwindet ein bedeutender Teil unserer nationalen Kultur. Wer wird in Zukunft noch sagen können:
"Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Thalers nicht wert".
Ach, Dein Fallen reißt neben dem Begriff "Thaler" auch alle die liebgewordenen, alltäglichen Geschichten um Dich und Deine Existenz mit in den Orkus des Vergessens.

Hiob 28. Kapitel Vers 1:
Es hat das Silber seine Gänge und das Gold, das man läutert seien Ort.
Eisen bringt man aus der Erde und aus den Steinen schmilzt man Erz.
Heute geben wir Dich, geliebter Pfennig, der Erde zurück.

Eisenraspel, Kupferspäne
und vom Ort die Spinnenpläne
Zahlenglück und Wortgewitter
dazu noch drei Kreuzessplitter
P - F - E - N - N - I- G
ins Metall fuhr die Idee.

Lasset uns singen (Orgelspiel zu Pfennig adé, mp3):

Doch auch in der tiefen Finsternis der pfenniglosen Zeit, die vor uns liegt gibt es Hoffnung!
Ja, liebe Trauergemeinde : "Ich sah den Himmel sich öffnen und herab viel ein Regen von Münzen. Doch es waren nicht EURO noch CENT, nicht Mark noch Pfennig, nein liebe Gemeinde, da fiel Manna vom Himmel und es hieß EUROPAN! Und es war Geld zum Essen".

Diese Münze habe ich hier bei mir. Nehmt also und esset alle davon, denn der göttliche Keks wird die neue Frankfurter Spezialität. Er ist aus Kastanienmehl gemacht, aus Sirup und Orangeat, aus Zucker und Zitronen, aus Schmalz und Butter und allem was die Länder der Währungsunion so bieten.

Gehet also von hier und verkündet die frohe Botschaft:
Der Pfennig ist tot ... es lebe der EUROPAN.

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